Radfahren im Alltag soll in Hessen einladend und noch sicherer werden
ADFC-Radtour mit Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori durchs Frankfurter Nordend.
Dass das Fahrrad in der Mobilität der Menschen eine wachsende Rolle spielt, die weit über Freizeittouren hinausgeht, ist längst ein Gemeinplatz und Ergebnis sich vielerorts allmählich verbessernder Bedingungen. Aufgrund der gestiegenen Bedeutung des Fahrrads für die täglichen Verkehrswege ist es für die kommenden Jahre umso wichtiger, noch bestehende Barrieren zu beseitigen, die Menschen im Alltag vom Radfahren abhalten.
Welche konkreten Situationen und Probleme gibt es auf Alltagswegen, die für Radfahrende gefährlich oder unangenehm sind? Worin bestehen Möglichkeiten, diese Probleme zu beheben? Diese Fragen waren Ausgangspunkt einer verkehrspolitischen Radtour, zu der sich der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Kaweh Mansoori mit Ansgar Hegerfeld, Vorsitzender des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) Hessen und ADFC-Landesgeschäftsführer Sofrony Riedmann verabredet hatte.
Die Tour führte durch das Frankfurter Nordend, wo sich – wie in Kommunen in ganz Hessen – klare Beispiele für Problemstellen und schwierige Verkehrssituationen zeigten: Fehlende Radwege an Hauptverkehrsstraßen, Kraftfahrzeuge, die Radfahrende mit zu geringem Abstand und zu hoher Geschwindigkeit überholen sowie durch Falschparker unbenutzbare Rad- und Gehwege. Insbesondere im Hinblick auf Schülerinnen und Schüler, die eigentlich ermutigt werden sollen, ihre Wege zu Fuß oder mit dem Rad zurückzulegen, ist dies ein unhaltbarer Zustand.
„Dass die Sicherheit der Schulwege immer wieder durch falsch parkende Kraftfahrzeuge auf Rad- und Gehwegen beeinträchtigt wird, ist ein Missstand. Als Landesregierung werden wir prüfen, wie wir die Kommunen hier noch stärker unterstützen können“, kommentierte Minister Mansoori die Gefahren durch Falschparken.
Die Radtour führte neben solchen Problemstellen aber auch an Lichtblicken der Fahrradinfrastruktur entlang, etwa die breite geschützte Radspur auf der Friedberger Landstraße, die genügend Abstand zu fahrenden und zu parkenden Autos bietet, und auf der Radfahrende einander auch problemlos überholen können. „Es zeigt sich: bessere Radinfrastruktur lockt auch mehr Menschen aufs Rad. Diese Entwicklung wollen wir hessenweit weiter vorantreiben“, so der Minister.
Dass sich viele Kommunen für eine fahrradfreundliche Infrastruktur einsetzen und dieses Engagement möglichst noch verstärken möchten, findet Minister Mansoori lobenswert: „Die Kommunen stehen im Spannungsfeld verschiedener Interessen und komplexer Regelungen. Das Land Hessen will die Kommunen bestmöglich bei der Entwicklung einer Verkehrsinfrastruktur unterstützen, die Bürgerinnen und Bürgern eine echte Wahlmöglichkeit bietet, mit welchem Verkehrsmittel sie mobil sein wollen. Ob alt, ob jung: niemand sollte aus Angst sein Rad stehen lassen müssen.“
Auch wenn die Radtour durch die großstädtische Verkehrsinfrastruktur führte, war das Radfahren im ländlichen Raum, in dem knapp die Hälfte der hessischen Bevölkerung lebt, ebenfalls ein Thema. Im bundesweiten Vergleich gibt es in Hessen leider besonders viele Landesstraßen, rund 88 Prozent, ohne begleitenden Radweg: „Nur wer so wagemutig ist, sich die Fahrbahn mit Autos zu teilen, die hier in der Regel mit 100 km/h fahren, kann im ländlichen Raum jeden Ort mit dem Rad erreichen. In Hessen besteht ein so großer Nachholbedarf, dass jedes Jahr 100 Kilometer Radwege an Landesstraßen gebaut werden müssen, um in den kommenden Jahren eine spürbare Veränderung zu bewirken“, umriss ADFC-Landesvorsitzender Ansgar Hegerfeld den Handlungsbedarf.
Ein Grundproblem gilt für den ländlichen Raum ebenso wie für die Zentren: Fahrradfreundliche Infrastruktur, auf der sich auch Ältere oder weniger Erfahrene sicher fühlen, muss einfacher und schneller anzulegen sein. „Neben einer Vereinfachung des Planungsrechts für Radwege bedarf es einer Reform des Straßenverkehrsrechts, wie sie neben dem ADFC inzwischen auch über 100 hessische Kommunen fordern“, ergänzte ADFC-Geschäftsführer Sofrony Riedmann.
Zu diesen und anderen Fragen um die fahrradfreundliche Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur wollen die ADFC-Experten und Minister Mansoori im engen Austausch bleiben, der sich abschließend nicht nur für die gemeinsame Radtour, sondern auch für das unermüdliche bürgerschaftliche Engagement des Radfahrverbandes in ganz Hessen bedankte.