Wie lässt sich die Verkehrswende in Hessen erfolgreich umsetzen?
In der Hessenstrategie Mobilität 2035 sind dazu fünf Fokusfelder definiert:
Fokusfeld 1
Effiziente Infrastruktur weiter stärken
Der Schienenverkehr ist eine bedeutende klimafreundliche Alternative zum Straßenverkehr – und wird deshalb vom Land Hessen gefördert. Um Engpässe durch das wachsende Verkehrsaufkommen zu beseitigen, soll die Schienen-Infrastruktur verbessert und erweitert werden. Da der Bund in der Regel Neubau, Ausbau und Instandhaltung von Eisenbahn und Schienennetzen finanziert und plant, wird Hessen weiterhin in einem intensiven Dialog dafür eintreten, dass Projekte konsequent umgesetzt werden.
Auch die Straßen-Infrastruktur wird an die Zukunft der Mobilität angepasst. Dabei gilt der Grundsatz: Erhalt geht vor Neubau – vor allem in den ländlichen Regionen wird die Sanierung von Straßen intensiv fortgesetzt. Darüber hinaus werden umweltverträgliche Verkehrsmittel gefördert, zum Beispiel durch einen weitreichenden Ausbau der Ladestationen für E-Autos.
Fokusfeld 2
Digitalisierung und intelligenten Verkehr vorantreiben
Durch Digitalisierung lässt sich der Verkehr flexibler, sicherer und umweltverträglicher gestalten; die Infrastruktur kann effizienter genutzt werden. Mit Blick auf die Zukunft gilt es, die mobile digitale Infrastruktur flächendeckend auszubauen, ein Netz für automatisiertes Fahren zu schaffen und mehr Pilotprojekte in diesem Bereich zu fördern.
Auch die Möglichkeiten der Verkehrstelematik sollen weiterhin intensiv genutzt werden, zum Beispiel für die Umfahrung von Staus oder für vernetzte Angebote unterschiedlicher Mobilitätsanbieter. Hessen ist hier führend in Forschung und Anwendung, und diese Position soll noch gestärkt werden. Bei der Verkehrssicherheit steht das Ziel „Vision Zero“ im Mittelpunkt: Mit Hilfe von Digitalisierung und Automatisierung sollen schweren Verkehrsunfälle in Zukunft möglichst vollständig vermieden werden.
Fokusfeld 3
Güterverkehr multimodal weiterentwickeln
Nur durch Innovationen in Mobilität und Logistik lässt sich eine zeitgemäße, zukunftssichere Infrastruktur schaffen – auch für den ständig wachsenden Güterverkehr. Hessen erarbeitet zur Zeit mit Beteiligung von Unternehmen, Verbänden und Wissenschaft ein entsprechendes Konzept, das die verschiedenen Verkehrsträger berücksichtigt.
Ziel ist es unter anderem, effiziente Lieferketten zu fördern und emissionsarme Transportwege und -mittel gezielt weiter zu stärken. Durch die Kooperation von Speditionen und Fahrradkurieren zum Beispiel lässt sich die Luftqualität in den Städten verbessern: Waren werden in so genannten Mikrodepots und stadtnahen Distributionszentren gelagert und auf der letzten Meile von Lastenrädern emissionsfrei ausgeliefert. Auch Technologien und Konzepte für klimaschonende Transporte auf Langstrecken werden intensiv gefördert.
Fokusfeld 4
Nahmobilität und Vernetzung unterstützen
Viele tägliche Wege sind so kurz, dass sie jeder problemlos mit dem Fahrrad, zu Fuß und zusätzlich mit Bus und Bahn zurücklegen kann. Das wird als Nahmobilität bezeichnet. Damit sie wieder zur bevorzugten Art der Fortbewegung wird, muss man sie noch attraktiver machen – und den Fuß- und Radverkehr optimal ins Verkehrssystem integrieren. Dafür soll mehr Platz auf Geh- und Radwegen geschaffen und der Fluss des Radverkehrs sichergestellt werden.
Ebenfalls ein wichtiger Faktor ist der reibungslose Übergang zum öffentlichen Nahverkehr oder zu Carsharing-Autos – in den Städten, in den Vororten und möglichst auch im ländlichen Raum. Zudem soll für Lieferungen das Potenzial von Lastenrädern noch mehr genutzt werden. Bei der Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen werden die Kommunen über die Fachzentren Nachhaltige Urbane Mobilität, Mobilität im ländlichen Raum und der Arbeitsgemeinschaft Nahmobilität umfassend unterstützt.
Fokusfeld 5
Verlässliche Rahmen schaffen: Planung und Gesetze
Um Maßnahmen für die Mobilität der Zukunft zu realisieren, müssen auch die Planungsprozesse und der rechtliche Rahmen weiterentwickelt werden. Dabei hat die Sicherung des Gemeinwohls oberste Priorität: Mit einer nachhaltigen integrierten Verkehrsplanung sollen einfache Mobilitätsangebote geschaffen werden, die für alle zugänglich sind. Die hessische Landesregierung will die Mobilitätsplanung neu denken und auch die Rolle des Staates neu definieren.
Geprüft wird außerdem, wie Hessische Gesetze zusätzlich zu Bundesgesetzen geeignete Rahmenbedingungen schaffen können. Das betrifft zum Beispiel Regelungen für Radschnellwege, Carsharing, autonomes Fahren oder Bürgerbusse. Darüber hinaus wird mit dem neuen Mobilitätsfördergesetz des Landes ein zuverlässiger Finanzierungsrahmen für Verkehrsprojekte geschaffen, der den Kommunen Planungssicherheit gibt.